Die Prosa von Pirol

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Großansichtim thailändischen Klaiwang

Erst in einem reichlichen Dezennium alljährlich mehrmonatiger Aufenthalte in Südostasien lernte der unmerklich Alternde dankbar begreifen, daß seine früher latenten, inzwischen »zufällig entdeckten« Talente für das Schreiben literarischer Prosa eine organische Steigerung oder späte Blüte all der dreißig Theater- und zwölf Fernsehjahre darzustellen begannen. In deren Zenit genau, seit 1990, fing da ein neues Dasein unter neuem Namen an: Moritz Pirol — www.moritzpirol.de.

Eine halb fiktive, halb autobiografische Collage namens »Hahnenschreie« war der doppelbändige Einstand. Es folgten Protokolle jener Asienreisen (»Liebesbrief an fremden König«), dann eine dreibändige Positionierung Friedrich Schillers und seiner orphischen Höhenflüge (als des einzig verbleibenden Notausgangs) im satirischen science fiction eines mörderischen Materialismus: »Sterngucker oder Das Idyll eines Obdachlosen«.

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GroßansichtUmschlag von
Gnagflow Yllam

Flankierend erscheint ein siebenbändiges Tagebuch, das 1952 mit dem Ende der Kindheit beginnt und den Titel »Nach oben offen. Reflexe« trägt.

Bilanzierend hält der polychrome Pirol inzwischen all diese Prosa unter seinen vielen Produkten für das subjektiv Wichtigste und Gelungenste.

Um die Jahrtausendwende freilich schien sie noch so elitär und exotisch, daß sie (mitten in einem lebensbedrohlichen Kollaps aller außerberuflich verbleibenden Lebensplanung) nicht anders als von einem eigenen Verlag präsentiert werden konnte. Als Hommage an den genuin asiatischen und kinderlosen Orpheus etablierte er sich - zur Irritation einer ratlosen deutschen Bürokratie - als <ORPHEUS UND SÖHNE> und bemühte hierfür eigens Rilke:

»Ein für alle Male
ists Orpheus, wenn es singt«.

Dieser Verlag wurde puristisch unkommerziell konzipiert und will hochfliegend-anmaßend lediglich »Texte veröffentlichen, die so gut sind, daß sie kein gutes Geschäft verheißen«. Also blieb er bislang apokryph und ungestört, merkantil ein geplanter Unerfolg, aber gern auch Geheimtip: <ORPHEUS UND SÖHNE>.

Eins seiner weiteren Projekte, wieder von Moritz Pirol, befaßt sich, wieder doppelbändig, mit der Allergie humaner Gesellschaften gegen ihre Sondertalente in allen Kulturen und Zeiten: "Halali".